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Prävention Veranstaltungen

1. Fachtagung Prävention 2024 „Prävention der Rentenversicherung – wohin soll es gehen?“

RVaktuell 2/2024
Am 16. und 17.4.2024 fand die erste Fachtagung Prävention, veranstaltet vom Dezernat Sozialmedizin und Prävention der Deutschen Rentenversicherung Bund statt. Wesentliche Ziele der Veranstaltung waren das Angebot innovativer konzeptioneller Impulse für die Prävention, die Darstellung neuer Ideen zur Weiterentwicklung von RV Fit und der fachliche Austausch zwischen Rentenversicherungsträgern, Leistungserbringern und Forschenden.

Einführung und Vorträge

Die Direktorin der Deutschen Rentenversicherung, Brigitte Gross, führte in die Veranstaltung ein und wies hierbei u.a. auf die zunehmende Bedeutung der rentenversicherungsweiten Prävention und deren Weiterentwicklungspotenzial hin. Gross wies insbesondere auf aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen hin, angesichts derer die Präventionsangebote der Rentenversicherung (RV) zukunftsfest aufgestellt werden sollten. Ein zentraler Aspekt sei z.B. das flächendeckende Angebot von RV Fit gerade in ländlichen Regionen. Hierzu seien die Integration weiterer Anbieter sowie eine engere Vernetzung der Akteure anzustreben. Bedeutsam sei überdies, den Zugang zu Versichertengruppen mit erhöhtem Erwerbsminderungsrisiko zu verbessern.

Den Auftaktvortrag hielt Dr. Lena Tepohl vom Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung (IFR Ulm) mit Ihrem Vortrag „Passt RV Fit für jeden?“. Sie verglich die Evaluationsergebnisse verschiedener RV Fit-Settings und zeigte anhand mehrerer sportmedizinischer Parameter die positiven Effekte auf. Die Präventionsteilnehmenden konnten demnach ihre sportliche Aktivität und die koordinativen Fähigkeiten nach der dreimonatigen Trainingsphase verbessern.

Einen Einblick in das Thema psychische Gesundheit bot der Vortrag von Dr. med. Natalia Wege von der Universität Düsseldorf, in dem sie das hauseigene RV Fit-Programm Psychosomatik von Medicos.AufSchalke vorstellte und mögliche Fallstricke in der psychosomatischen Prävention aufzeigte.

Anschließend bot Dr. Manuela Richter-Werling vom Verein Irrsinnig Menschlich e.V. mit ihrem Input zur besonderen Problemlage psychischer Belastungen in Berufsschule und Beruf einen Blick über den Tellerrand. Die Referentin erläuterte anschaulich, welche spezifischen Herausforderungen sich bei der Präventionsarbeit mit Auszubildenden in psychischen Belastungssituationen stellen.

Dr. med. Beatrix Böllhoff (Deutsche Rentenversicherung Bund) problematisierte in ihrem Beitrag die kontinuierliche Zunahme von Übergewicht und Adipositas in der Gesellschaft und warf in dem Zusammenhang die Frage nach der Rolle und den Möglichkeiten von RV Fit auf.

Melanie Dold vom Geschäftsführender Verband (vdek) erläuterte danach die Aufgaben der Zentralen Prüfstelle Prävention und stellte die zertifizierten Präventionsangebote aus dem Handlungsfeld Ernährung der Gesetzlichen Krankenkassen vor. Inhaltlich bot sich hier eine fruchtbare Überschneidung mit der von Böllhoff angesprochenen Übergewichtsproblematik, strukturell zeigte sich – insbesondere vor dem Hintergrund einer angestrebten Flächendeckung für die RV Fit-Trainingsphase – die Möglichkeit einer Kooperation zwischen RV und Gesetzlicher Krankenversicherung im Rahmen konkreter und bereits existierender Präventionsangebote.

Wie ein proaktiver Zugang zur Prävention seitens der Rentenversicherung gelingen kann, präsentierte Karin Klopsch (Deutsche Rentenversicherung Bund), die die vielfältigen Aktivitäten und Kooperationen des rentenversicherungseigenen Firmenservices vorstellte.

Danach eröffneten zum einen die Präsentation von Stefan Adelsberger von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) mit der auf die besonderen Lebenssituationen der Versicherten zugeschnittenen Krisenhotline und zum anderen der erfolgreiche und mittlerweile institutionalisierte aufsuchende Präventionsansatz zum Erreichen vulnerabler Zielgruppen von Dr. Anna Streber, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Einblicke in weitere innovative Präventionsansätze abseits von RV Fit.

Themenspezifische Arbeitskreise

Um RV Fit konzeptionell voranzutreiben, diskutierten dann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Arbeitskreisen zu drei ausgewählten Schwerpunktthemen und entwickelten hierbei konkrete Handlungsvorschläge für die RV.

Arbeitskreis I beschäftigte sich mit spezifischen RV Fit-Strategien zur Bewältigung psychischer Belastungen. Als Quintessenz benannten die Teilnehmenden u.a. einen niedrigschwelligen Zugang zu RV Fit für junge Menschen mit psychischen Belastungen oder für Menschen mit internationaler Biographie sowie eine zügige und unkomplizierte Bearbeitung von Projektanträgen in der Verwaltung zur Erprobung neuer Projektideen. Außerdem sei eine Flexibilisierung von RV Fit erstrebenswert, damit die Bedarfe von Menschen mit psychischen Belastungen noch stärker berücksichtigt werden können. Weiterhin wurde eine funktionierende sozialträgerübergreifende Zusammenarbeit in der Prävention als ein strategisch wichtiger Aspekt genannt, um ein Angebot einer „Prävention aus einer Hand“ für die Versicherten zu ermöglichen.

Im Arbeitskreis II wurde diskutiert, ob Menschen mit Übergewicht und Adipositas spezielle Präventionsansätze benötigen und wie diese aussehen könnten. In der Diskussion wurde deutlich, dass es eine große Herausforderung darstellt, Menschen mit Übergewicht und Adipositas in gemischten RV Fit-Gruppen zu begleiten. Das konventionelle Programm sei nicht spezifisch genug, um den Bedürfnissen von Menschen mit höherem Übergewicht und den damit einhergehenden reduzierten körperlichen Belastungsgrenzen gerecht zu werden. Eine Verlängerung der Trainingsphase zur mehr Verstetigung und Nachhaltigkeit der Trainingseffekte, sowie eine Flexibilisierung des Präventionsangebots hinsichtlich der zielgruppen-adjustierten Inhalte in den Bereichen Ernährung, Bewegung und Psychoedukation wurden als Lösungsansätze erörtert.  Besonders betont wurde hier außerdem die Rolle der Multiplikatoren (Arbeitgeber, Betriebsärzte und Personalräte) für die Inanspruchnahme von Präventionsangeboten.

Die Teilnehmenden des Arbeitskreis III berieten, welche Impulse hilfreich wären, um unterschiedliche Versichertengruppen zu erreichen. Als konkrete Lösungsansätze wurden eine größere Flexibilität in der Startphase, zum Beispiel für Menschen, die ihre Angehörige pflegen oder für alleinerziehende Elternteile und eine Verlängerung der Trainingsphase wegen möglicher Urlaube und Krankheitstage, herausgearbeitet. Zusätzlich wurde betont, dass ein besonderer Fokus auf die spezifischen Bedarfe von Versicherten mit niedrigem sozioökonomischen Hintergrund wichtig sei. Entwicklung niedrigschwelliger Zugangswege seien in diesem Zusammenhang von Bedeutung.

Fazit und Ausblick

Die erfolgreiche Fachtagung „Prävention der Rentenversicherung – wohin soll es gehen?“ beleuchtete aktuelle relevante Präventionsthemen aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Teilnehmenden erhielten dabei die Möglichkeit, innovative Präventionsansätze kennenzulernen, zu diskutieren und wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der Präventionsangebote mitzunehmen.

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