RVaktuell - Fachzeitschrift und amtliche Mitteilungen
RVaktuell - Fachzeitschrift und amtliche Mitteilungen der Deutschen Rentenversicherung

Der Ü45-Onlinecheck der Deutschen Rentenversicherung

RVaktuell 1/2024
Seit August 2023 steht ein Online-Fragebogen, der sog. Ü45-Onlinecheck, auf der Webseite der Deutschen Rentenversicherung für die Versicherten zur Verfügung. Der Check gibt den Befragten Auskunft über ihre momentane Gesundheit und mögliche Belastungen in Alltag und Beruf sowie Möglichkeiten der Unterstützung durch die Deutsche Rentenversicherung.
Dr. Anja Bestmann und Julia Zechlin sind Mitarbeiterinnen im Bereich Prävention und Internationales der Abt. GQ 0400 Prävention, Rehabilitation und Sozialmedizin der Deutschen Rentenversicherung Bund.

1. Was ist der Ü45-Onlinecheck genau?

Der Ü45-Onlinecheck ist ein Online-Screening-Fragebogen zur Ermittlung von Bedarf an Teilhabeleistungen der Deutschen Rentenversicherung im Rahmen der Ü45-Check-Vorhaben. Der Selbstauskunftsfragebogen identifiziert mögliche Teilhabestörungen, aus denen sich ein Präventions- und Rehabilitationsbedarf von über 45-jährigen Versicherten ableiten lässt. Die Befragten erhalten sofort nach dem Ausfüllen eine individuelle Einschätzung und ggf. eine Empfehlung für eine Teilhabeleistung der Deutschen Rentenversicherung bzw. Präventionsleistung der Krankenkassen. Damit sollen drohende berufliche Teilhabestörungen verhindert oder gemildert werden.

2. Gesetzlicher Hintergrund und Datenschutz

Der Onlinecheck leitet sich aus Art. 1 des Gesetzes zur Flexibilisierung des Übergangs vom Erwerbsleben in den Ruhestand und zur Stärkung von Prävention und Rehabilitation im Erwerbsleben (Flexirentengesetz) ab (§14 Abs. 3 Sechstes Buch Sozialgesetzbuch – SGB VI). Das Flexirentengesetz trat am 14.12.2016 in Kraft. Danach ist vorgesehen, dass die Rentenversicherungsträger (RV-Träger) eine freiwillige, individuelle, berufsbezogene Gesundheitsvorsorge in Modellprojekten trägerübergreifend erproben und einführen. Der Onlinecheck ist ein zentraler Baustein dieser Gesundheitsvorsorge.
Die von den Versicherten eingegebenen Daten bleiben hierbei anonym und werden nicht an die Rentenversicherung übertragen.

3. Wissenschaftlicher Hintergrund, Inhalt und Auswertung

Der Kurzfragebogen wurde 2018 als Papierversion von der Deutschen Rentenversicherung Bund in Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelt, wissenschaftlich evaluiert und validiert. Das Instrument vereint – zum Teil leicht modifizierte – Fragen aus sechs international anerkannten und validierten Skalen. Dabei werden die Dimensionen Erwerbsfähigkeit (Screening-Instrument zur Feststellung des Bedarfs an Medizinisch-Beruflich Orientierten Maßnahmen in der medizinischen Rehabilitation – SIMBO), Work Ability Index (WAI), psychische Befindlichkeit (Patient Health Questionnaire-4 – PHQ-4), Funktionsfähigkeit (Indikatoren des Reha-Status 3), Bewältigungsverhalten (interner Fragebogen der Deutschen Rentenversicherung) sowie die Aspekte Sport und Bewegung (General practice physical activity questionnaire – GPPAQ adaptiert) abgefragt.
Im Unterschied zu vorhandenen Fragebögen – wie dem WAI oder dem Index zur Messung von Einschränkungen zur Teilhabe (IMET) – bildet das Instrument alle Gesundheitsdimensionen gem. dem bio-psycho-sozialen Modell vollständig ab und fasst diese in angemessener Kürze zusammen.
Der Ü45-Onlinecheck ist die digitale Variante des validierten Papierfragebogens. Er umfasst – genau wie die Papierform – sieben Fragen und differenziert dabei in die fünf oben genannten Dimensionen. Die wichtigste und ausführlichste Dimension des Checks ist die Erwerbsfähigkeit, da die Rentenversicherung den gesetzlichen Auftrag hat, diese zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Somit schließt der Ü45-Onlinecheck die bisherige Lücke, mit einem evaluierten Instrument die berufliche Teilhabefähigkeit feststellen zu können, verbunden mit einer konkreten Empfehlung für die Teilhabeleistungen – Präventionsleistung, medizinische Rehabilitation – sowie mit ergänzenden Informationen.
Die Rückmeldung differenziert in „Bedarf“ und „kein Bedarf“ an Teilhabeleistungen und unterscheidet hierbei sechs verschiedenen Ergebnisse:

  1. Der Befragte ist psychisch und körperlich gesund, kann gut mit Anforderungen und Belastungen umgehen und es sind keine Handlungsempfehlungen notwendig.
  2. Die Auswertung ergibt eine Einschränkung des Bewältigungsverhalten in Beruf und Alltag im Sinne einer hohen Belastung. Daher werden Programme zur Stressbewältigung oder ein Achtsamkeitstraining, z. B. im Rahmen von Gesundheitskursen der Gesetzlichen Krankenversicherung, empfohlen.
  3. Der Befragte bewegt sich zu wenig und sollte dieses ändern. Empfohlen wird mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren oder/und z. B. an den bewegungsorientierten Präventionskursen der Gesetzlichen Krankenkassen teilzunehmen.
  4. Die Auswertung offenbart erste Einschränkungen im Bewältigungsverhalten und Bewegungsmangel des Befragten. Daher werden Programme zur Stressbewältigung, mehr Bewegung in Beruf und Alltag sowie bewegungsbezogene Präventionskurse der Gesetzlichen Krankenkassen empfohlen.
  5. Laut Auswertung liegt eine erste erwerbsbezogene Teilhabestörung vor, so dass eine Teilnahme am Präventionsprogramm der Deutschen Rentenversicherung RV Fit ausgesprochen wird.
  6. Die Teilhabestörungen sind so ausgeprägt, dass dem Befragten empfohlen wird, einen Antrag auf medizinische Rehabilitation zu prüfen.

4. Zugang zum Ü45-Onlinecheck

Derzeit wird der Ü45-Onlinecheck breit bekannt gemacht, so dass er zunehmend im Alltag der Versicherten präsent sein wird. Der Zugang zum Ü45-Onlinecheck ist direkt über die Webseite der Deutschen Rentenversicherung 1 1 Ü45-Onlinecheck möglich.

Die Deutsche Rentenversicherung wirbt für den Check auf den Social Media-Kanälen sowie in Printmedien. Weiterhin erfolgt eine Bekanntmachung über den rentenversicherungseigenen Firmenservice, über Hausärztinnen und -ärzte und weitere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie durch Verlinkungen auf die Webseiten der anderen Sozialversicherungsträger, von Verbänden der Arbeitsmediziner und -medizinerinnen, von Betriebs- und Werksärzten und -ärztinnen, Arbeitsschutz-Initiativen etc. Weitere Kooperationen sind in Planung.

5. Erste Zugriffszahlen sind erfolgversprechend

Eine Auswertung des Besucherstroms auf den Ü45-Onlinecheck unterstreicht
das gesellschaftliche Interesse an den Themen Gesundheit, Prävention und
Rehabilitation: Die Webseite wurde bisher rd. 22 000 mal aufgerufen.

RVaktuell 1/2024
Der Beitrag basiert auf den vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) im Internet veröffentlichten Auswertungsergebnissen und konzentriert sich auf die Verteilung der geförderten Personen nach wichtigen soziodemographischen Merkmalen im Beitragsjahr 2020. Im Mittelpunkt stehen hier u.a. die geförderten Personen, differenziert nach der Höhe der maßgebenden Jahreseinnahmen, der Anzahl der gewährten Kinderzulagen, dem Geschlecht und dem Alter. Das Beitragsjahr 2020 war das neunzehnte Jahr, für das eine staatliche Förderung durch die Zulageförderung und/oder durch den Sonderausgabenabzug zum Aufbau einer zusätzlichen kapitalgedeckten Altersvorsorge gewährt wurde. Dargestellt werden die Ergebnisse zum aktuellen Auswertungsstichtag 15.5.2023. Aufgrund des mehrjährigen Zeitraums, in dem die Veranlagung für die Einkommensteuer abgewickelt wird, sind die Ergebnisse zur steuerlichen Förderung für das Beitragsjahr 2020 noch als vorläufig anzusehen, während für die Zulageförderung nach Beendigung des zweijährigen Zeitraums für die Beantragung der Zulagen bis Ende 2022 nunmehr die statistischen Ergebnisse für das Beitragsjahr 2020 nahezu vollständig und überprüft zur Verfügung stehen. Als wichtigstes Ergebnis ist herauszustellen, dass im Beitragsjahr 2020 knapp 10,5 Millionen Personen durch Zulagen bzw. durch den Sonderausgabenabzug mit insgesamt fast vier Milliarden Euro gefördert wurden.

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